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BIDON – Schuberts Forelle in B-Dur

Da steht sie, Bidon, mit ihrer poetischen Schlichtheit à la
Buster Keaton, auf Messers Schneide, zwischen Ungeschick und
Meisterleistung. Sie muss das Stück spielen.
Sie (üb)erlebt den Zwiespalt zwischen riesigem Kummer und
ehrlicher Freude mit Poesie und Glitzer, aber wie soll sie sich da
wieder herausfischen? Denn die Forelle ist sie ja selbst.


Bidons verschiedene Talente dienen der Dramaturgie:
Musik wird gespielt und gesungen, Tanz, Boden- und
Luftakrobatik, Marionette, Slapstick.
Dadurch entstehen aussagekräftige Bilder, die den Kindern
berühren, während den Eltern die tiefere Ebene genießen
können. Dadurch ist die 45-minütigen Show für Erwachsene
sowohl als für Kinder geeignet.

Mal Fantastin, mal Schwärmerin,
Verführerin und fürsorgliche Mutter, Bidon berührt uns trotz
ihrer Anwandlungen. Sie kommt mit ihrem übervollen
Plastikkoffer auf die Bühne, um « Die Forelle » von Schubert
auf der Trompete zu spielen. Sie verkörpert ihre eigene
Weiblichkeit, weit entfernt von Genderklischees.


Ihre Mission scheint dem Publikum « Die Forelle » bieten zu
sein. Sie bereitet alles professionell vor, aber… Bidon ist auch
diese Mutter, die arbeiten muss. Sie ist durch ihre Kinder ein
bisschen eingeschränkt — die beiden süßen Thierrys — um
die sich ja während der Vorstellung jemand kümmern muss.

Letztendlich ist sie gekommen, um das Publikum
aufzuklären. Was sagt Schuberts paternalistische Moral ? Die
Forelle sei schuld an alles? Sie soll aufpassen? Klassische
Kunst, unser kultureller Erbe breitet
Unterdrückungsschemen aus. Bidon bieten ihr eigene
Gegenmoral an und sucht sich das musikalische geeignete
Medium für Widerstand aus: es wird gerapt !

Ophélie Lavoisier:
1993 geboren in St-Dizier, Frankreich. Clown, Zirkusartistin und Musikerin. In ihrer Jugend nimmt sie Trompetenunterricht.
Später tritt sie auf der Bühne auf, während sie 2016 ein Doppelbachelor in Deutsch und Literatur zwischen La Sorbonne
und der Universität Bonn absolviert. Ab 2017 lernt sie verschiedene Zirkustechniken: Akrobatik mit Cie XY in Palestina,
fliegendes Trapez mit cie Envol, Fabien Matas, Holly Watson und in l’ENACR, Luftakrobatik/Bodenakrobatik/Handstände
mit Le cirque éléctrique, les Noctambules, Faun Arts in und um Paris herum, ebenso wie bei den offenen Kursen des Lido
in Toulouse. Sie übt auch Body mind centering, Ballett, afrikanischer Tanz, Gesang, Jazz bei dem Conservatoire de Bagnolet.
Schließlich macht sie ab 2019 eine Ausbildung als Clown in der Schule Le Samovar unter der Leitung von Sky de Sela, wo
ihr Clown zu Tage tritt:

BIDON,

geboren in Le Samovar, instinktiv aus mir selbst zu Tage getreten, sie ist, was ich
hätte sein können, wenn es keinen sozialen Druck gäbe. Sie sagt alles, was sie
denkt, und fühlt mit treffender Ehrlichkeit. Für sie gibt es kein Geheimnis. Wer ist
dein Lieblingskind? Sie braucht nicht lange darüber nachdenken, sie weiß es
schon, und, tja, es ist das Nervigste. Man sucht sich nicht aus, wen man liebt. Diese
rohe Ehrlichkeit gibt ihr eine Art politisch unkorrekter Weisheit. Sie fürchtet sich
nicht vor Wahrheit und Provokation, und das tut ihr und den anderen gut. Sie wird
manchmal misgegendert mit ihrem Körper, der weit entfernt ist von weiblichen
Standards. Doch sie ist eine verführerische Frau, die sich so gefällt, in Schwarzweiß
und mit großer Nase. Ist sie queer? Sie ist fett und doch flink, und weiß zu
überraschen damit. Sie liebt es, Menschen zu begeistern und das schafft sie immer
wieder. Ihre mütterliche Seite macht sie manchmal so zärtlich, und doch hindert
sie sie nicht daran, in einen zerstörerischen Zorn zu geraten. Ihre Magie ist diese
Reise durch die Emotionen, wie sie von klassischer Musik zu Kung-Fu kommt, und
noch dazu eine Familienkrise erlebt. Diese Verwirrungen verschwinden im Lachen
des Publikums. Im Endeffekt spricht sie die ganze Zeit nur von Liebe, sei sie familiär
oder romantisch, oder der Kunst gegenüber, sie zeigt sie, wie sie ist, und nicht wie
man uns sagt, dass sie sein sollte. Sie ist auch Druck, Verzweiflung und
Enttäuschung, und kann zu Gewalt führen, wenn sie sich gehen lässt.